Schweiz I-P

Die Schweiz von I-P

Kulinarisches, Kulturelles, Kurioses

Fichen

So heißen in der Schweiz die Karteikarten, und von denen hatte die Bundespolizei jahrelang 900.000 über unbescholtene Bürgerinnen und Bürger angelegt. 1989 flog der Skandal auf, und viele Intellektuelle fanden das schlicht "zum Kotzen" und drohten mit Auswanderung. Lektüre dazu: "Die Schweiz - ein Gefängnis" von Friedrich Dürrenmatt.

Frauenstreik

Wurde erstmals 1991 landesweit von den Schweizerinnen inszeniert, die noch immer rund ein Drittel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Gotthard

Spukte als "Herrgott des Gebürges" bis ins 18. Jh. in den Köpfen der Europäer, ist heute dagegen an hochsommerlichen Ferientagen eher für eine Staumeldung gut. Den Eisenbahntunnel, 1882 eröffnet, gibt´s übrigens schon länger als den Straßentunnel (1980), durch den sich täglich 20.000 Autos quälen, bei wachsendem Güterverkehr. Gegen Lärm und Gestank wehren sich die Einheimischen, die 1994 mehrheitlich für die Initiative "Schutz der Alpengebiete vor dem Tansitverkehr" stimmte.

Heidi

Über 20 Millionen mal wurde die rührend naive Geschichte von Johanna Spyri verkauft ... und seither kräftig vermarktet: der St. Moritzer Kurverein ließ den Begriff "Heidiland" schützen, Mövenpick erstand die Lizenz für seine Raststätte "Heidiland", Aktiengesellschaften firmieren Heidiland AG und Heididorf AG.

Helvetia

Die Dame darf den Schweizer Franken zieren, hat im Gegensatz zu Wilhelm Tell aber keine eigene Biographie aufzuweisen. Ihr Name war auch für Bodenwichse, Senf und Puddingpulver gut.

Identität

Die Schweizer tun sich besonders schwer mit diesem (Lieblings-)Thema, ist ihre Eidgenossenschaft doch eine aus mehreren Sprachgemeinschaften zusammengewürfelte Nation aus Widersprüchen: weltoffen, vielgestaltig, tolerant, hilfsbereit; kleinlich, egoistisch, engstirnig, fremdenängstlich; reich und glücklich; drogensüchtig, scheidungsfreudig und selbstmordwillig. Ein Volk von kühnen Erfindern, Modelleisenbahnsammlern, Heimat von Dörfli und Bähnli, Vreneli und Seppli, Gipfeli und Weggli? Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen Edelweiß und Ovomaltine, zwischen Alpenglühn und Martina Hingis.

Jass

Für die Schweizer das Spiel der Spiele: mit 36 Karten und mehreren Spielarten.

Kantone

Die Schweiz ist ein auf drei weitgehend autonomen Ebenen organisierter Bundesstaat: Gemeinde, Kanton (Staat, Stand), Bund. Das meiste wird kantonal geregelt, was die Sache ziemlich kompliziert macht. Der eingefleischt Förderalismus bringt aber auch Vorteile: um die Frage zu beantworten, woher die Kinder kommen, braucht man nicht den Storch zu bemühen, sondern antwortet ausweichend, das sei eben von Kanton zu Kanton verschieden ...

Migros

"Dutti" wurde er von den Zürchern liebevoll genannt, der Begründer des inzwischen größten Schweizer Binnenunternehmens: Gottlieb Duttweiler (1888-1962), Förderer von Süßmost, Rohkost und Joghurt. Und noch was verdankt jeder Schweizer Haushalt dem selbsternannten "Straßenkehrer der Nation": den soliden unverzichtbaren Migrossack aus Papier, mit dem sich auch Bücher bestens transportieren lassen.

Morgestraich

Auftakt der Basler Fasnacht am Montag nach Aschermittwoch (um 4 Uhr früh! Sonderzüge ab Freiburg/Breisgau). Trommler und Pikkolospieler bewegen sich in einem gespenstischen Umzug durch die verdunkelte Basler Innenstadt.

Presse

Die Schweiz ist ein Land von Zeitungslesern: gezählt wurden zuletzt 238 Titel mit einer Gesamtauflage von vier Millionen. Darunter sind aber viele "Kopfblätter" zu finden, also Ableger großer Zeitungen mit Regionalteil. Das Spektrum reicht vom Boulevardblatt "Blick" über die renommierte NZZ bis zur linken Wochenzeitung WoZ.

Quai

So werden in der Schweiz gerne die als Flaniermeilen ausgebauten Uferstraßen genannt: z.B. in Genf, Biel, Neuchâtel, Zug, Thun, Luzern, Zürich, Locarno oder Schaffhausen.