Couchsurfing in Bergen

Zu Gast bei einem norwegischen Studenten

Regnerisches Bergen

Couchsurfing ist eine, wer hätte das gedacht, im Gegensatz zu vielen anderen, sinnvolle Community im Internet. Sie erlaubt es Mitgliedern, ihre Couch anzubieten und im Gegenzug bei anderen Mitgliedern die Couch mit vorheriger Rücksprache zu surfen. Surfen bedeutet dabei nichts anderes, als sie für eine oder mehrere Nächte zu nutzen. Und das alles kostenlos.

Wissend, dass die Community in den nordischen Ländern relativ stark genutzt wird, machen wir uns also im Internet auf die Suche nach einem Surfer, der bereit ist, zwei stinkende Männer im Alter von siebzehn Jahren aufzunehmen. Wenn möglich mit Dusche. Dann kommen die Absagen. Und eine Zusage. Jack. Er sieht aus, wie man sich einen norwegischen Studenten vorstellt, blonde Haare, mittelgroß, blaue Augen, Cordhose, Hemd und eine Franzosenkappe, schief in die Stirn gezogen. ”Oh it’s rainy” begrüßt er uns etwas verschlafen mit einem freundlichen Lächeln und begleitet uns mit der Frage, ob wir denn nicht gleich bei dem tollen Wetter Sightseeing in Bergen machen wollten in seine Wohnung.

Die Wohnung ist vielmehr die oberste Etage eines Hotels. Das Hotel ist seine Arbeitsstätte wie sich später herausstellt, er verdient kein Geld, kann aber kostenlos in der Wohnung leben und bekommt ab und zu für zusätzliche Arbeiten an Wochenenden ein wenig Taschengeld. Es gibt eine Matratze, auf der Jack sich dreiundzwanzig Stunden seines Tages aufzuhalten scheint. Es steht noch eine Couch von Ikea im Zimmer. Ein Gerät, das eine Mikrowelle vermuten lässt, entpuppt sich als Heißluftofen, in dem wir später Mikrowellenlasagne aus dem Supermarkt erwärmen.

Jack ist schier begeistert. Er spart sein gesamtes Geld für eine Weltreise. Alles, was er hat, steht in seinem Zimmer. Und da ist nicht viel. Eine Spardose thront über allem. In ihr: Nichts als Kleingeld. Er scheint auch nicht viel zu brauchen. Studieren will er übrigens nicht ...